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Parabene in Kosmetik – schädlich oder nicht?

Bestimmt hast auch du bereits davon gehört: Parabene gelten seit einiger Zeit als potenziell bedenkliche Inhaltsstoffe in Hautcreme, Shampoo & Co. Sie stehen im Verdacht, hormonell wirksam zu sein. Doch woher stammen diese Warnungen und ist die Angst vor Parabenen tatsächlich begründet? Wir forschen nach und nehmen dich mit auf eine Reise in die Welt der Konservierungsstoffe.

15. März 2024 • 3 Min. Lesezeit

Was sind Parabene?

Chemisch betrachtet handelt es sich bei Parabenen um eine Sammelbezeichnung für die 4-Hydroxybenzoesäure sowie all ihre Derivate. Das aber nur am Rande: Wichtig für dich zu wissen ist, dass Parabene in Kosmetik eine konservierende Wirkung haben. Denn ihre antimikrobiellen Eigenschaften schützen Seren, Cremes, Lotionen und Öle vor Bakterien und Pilzen. Somit tragen sie dazu bei, dass du deine Kosmetik länger verwenden kannst. Auch für Hersteller haben Parabene zahlreiche Vorteile: Sie lassen sich gut verarbeiten, sind günstig und wirkungsvoll.

Ohne den Einsatz von Parabenen und anderen Konservierungsmitteln würde deine Produkte rasch verderben, sobald sie regelmäßig mit der Luft oder deiner Haut in Berührung kommen. Sie sind also keineswegs nutzlos und können einfach weggelassen werden. Daher ist ihre Dosierung über die Kosmetikverordnung geregelt. Diese besagt, welche Parabene in welchen Produkten verwendet werden dürfen. Außerdem legt sie die Grenzwerte fest, die gesetzlich in Stein gemeißelt sind. Darüber hinaus gelten Parabene auch als gut erforscht und mit geringem allergenem Potenzial.

Zertifizierte Naturkosmetik ohne Parabene verzichtet generell auf den Einsatz konventioneller Konservierungsstoffe. Hier greifen die Hersteller auf naturnahe Substanzen wie Alkohol oder ätherische Öle zurück. Allerdings ist deren keimhemmendes Potenzial geringer, weswegen diese reine Naturkosmetik kürzer haltbar ist. Außerdem kann es auch hier öfter zu Unverträglichkeiten kommen, da besonders die ätherischen Öle als reizend gelten.

Warum Parabene schädlich sein sollen

Die Meinung über Parabene änderte sich im Jahr 2004. Damals fanden britische Forscher Rückstände von Parabenen in Brusttumoren, scheinbar übertragen durch die Anwendung von Deodorants. Ihre Schlussfolgerung: Parabene können Brustkrebs fördern. Sogar die Deutsche Krebsgesellschaft warnte davor. Bei genauerem Hinsehen waren die Ergebnisse der Studie allerdings anfechtbar. Weitere Untersuchungen folgten und brachten Folgendes zu Tage.

  • Erstens: Die verwendete Probengruppe war zu klein.
  • Zweitens: Die wissenschaftliche Dokumentation war lückenhaft. Niemand konnte belegen, ob und wieviel Deodorant die Testpersonen verwendet hatten.
  • Drittens: Es fehlte die Gegenprobe, ob Rückstände von Parabenen auch in gesundem Gewebe nachweisbar wären.

Diese drei Faktoren reichten aus, um die Plausibilität der Studie in Frage zu stellen. Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung kam zu diesem Schluss und verweist dabei auch auf das generell niedrige toxische Potenzial der Parabene.

Hinweis

Bislang konnte keine Studie einen tatsächlichen Zusammenhang zwischen der Entstehung von Brustkrebs und dem Einsatz von Parabenen in Kosmetik nachweisen.

Parabene und die hormonelle Wirkung auf den Organismus

Chemisch betrachtet ähneln Parabene dem weiblichen Sexualhormon Östrogen. Zusätzlich können die Konservierungsmittel die Hautbarriere überwinden und so in den Organismus gelangen. Tierversuche stützen die These der hormonellen Wirksamkeit von Parabenen. Die Gabe von Butyl- und Propylparaben senkten den Testosteronspiegel männlicher Ratten und somit die Spermienanzahl – sie wurden praktisch verweiblicht. Bei weiblichen Tieren vergrößerte sich die Gebärmutter.

Allerdings sind Ergebnisse aus Tierversuchen nur schwer auf den Menschen zu übertragen. Denn jeder Organismus funktioniert anders und verstoffwechselt chemische Substanzen auf unterschiedliche Weise. Daher gilt auch hier: Der Verdacht auf hormonelle Wirksamkeit von Parabenen ist da, konnte bislang aber nicht ausreichend bestätigt werden. Auch die Deutsche Krebsgesellschaft hat ihre Bedenken mittlerweile zurückgezogen.

Parabene kommen übrigens auch in der Natur vor. Sie sind in vielen Gemüse- und Obstsorten vorhanden, wie zum Beispiel Möhren, Zwiebeln, Heidelbeeren oder Weintrauben. Selbst wenn diese Stoffe sich im Körper anlagern, fehlen Langzeitstudien zu den tatsächlichen Auswirkungen. Und ob sich über die Nahrung aufgenommene Parabene von den kosmetischen unterscheiden lassen, ist auch nicht final geklärt. Daher: Lass dich von dem schlechten Ruf nicht verrückt machen. Denn Kosmetik ohne Parabene hat auch nicht nur Vor- sondern auch Nachteile.

Alternativen zu Parabenen – wie gut sind sie wirklich?

Der Aufdruck „Ohne Parabene“ ist für viele Menschen mittlerweile ein Kaufargument geworden. Doch damit Kosmetik nicht vorschnell verdirbt, braucht es alternative Konservierungsstoffe. Diese haben oft den Nachteil, dass sie noch nicht besonders gut erforscht sind und ebenfalls unerwünschte Nebenwirkungen mit sich bringen können. Ein erhöhter Alkoholgehalt oder ätherische Stoffe belasten die Haut oft mehr, als es jedes Paraben könnte. Die Folge: Rötungen, Irritationen, Ausschläge, allergische Reaktionen.

Eine weitere Alternative zu Parabenen ist Methylisothiazolinon (MIT), ein bewährtes Konservierungsmittel für Wandfarben und Reiniger. Lange Zeit wurden auch sämtliche Kosmetika damit versetzt. Mittlerweile weiß man, dass es zu schweren Kontaktallergien führen kann. Daher darf MIT nur mehr in abwaschbaren Produkten wie Duschgel oder Shampoo verwendet werden. In Cremes oder Lotionen ist es verboten, da diese in die Haut einziehen.

Umgang mit Parabenen in Kosmetik

Laut Kosmetikverordnung der EU gelten unterschiedliche Konzentrationen für die einzelnen Parabene:

  • Methyl- und Ethylparabene: bis 0,4 % (in Gemischen bis 0,8 %)
  • Propyl- und Butylparabene: bis 0,19 %

Du siehst: Parabene entwickeln ihre konservierenden Eigenschaften schon in sehr niedrigen Dosierungen, während andere Stoffe wie Penthylene Glykol erst in sehr hohen Konzentrationen antimikrobiell wirken können. Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung hat sich damit beschäftigt und bestätigt in einer Stellungnahme: Solange die Höchstgrenzen nicht überschritten werden, stellen Parabene kein nennenswertes Risiko für die Gesundheit dar.

Falls du dennoch Bedenken hast und auf Nummer sicher gehen möchtest: Es kommt auch immer auf die Größe der Hautfläche an, die mit Parabenen in Berührung kommt. Daher gilt eine Gesichtscreme mit Parabenen als weniger bedenklich als eine Bodylotion, die auf den ganzen Körper einwirkt. Wenn du komplett darauf verzichten möchtest, kannst du auf zertifizierte Naturkosmetik zurückgreifen. Ein Blick auf die Liste der Inhaltsstoffe hilft dir dabei, versteckte Parabene sicher zu identifizieren.

Fazit

Parabene haben einen schlechten Ruf aufgrund von alten Studien und Hinweisen aus Tierversuchen. Langzeitstudien bezüglich der Auswirkung von Parabenen auf den Körper fehlen allerdings noch immer. Fakt ist: Konservierungsstoffe unterliegen strengen Kontrollen und entwickeln ihre Wirkung bereits in geringen Mengen. Ob für dich Parabene in Kosmetik in Frage kommen, musst du für dich selbst entscheiden. Solange du keine nachgewiesene Allergie darauf hast, steht einer Verwendung von in der EU produzierten Produkten nichts im Wege.

FAQ

Woran erkenne ich Parabene in der Liste der Inhaltsstoffe? Parabene werden sehr eindeutig benannt: Halte Ausschau nach Ethyl-, Methyl-, Propyl- oder Butylparaben und du hast die Substanz sicher identifiziert.
Gibt es Parabene, die nicht in Kosmetik eingesetzt werden dürfen? Ja, die gibt es. Denn 2014 wurde die Kosmetikverordnung bezüglich Parabenen überarbeitet. Aufgrund fehlender Daten und hinreichenden Hinweisen wurden folgende Varianten in Kosmetik verboten: Isopropyl-, Isobutyl-, Pentyl-, Benzyl- und Phenylparaben. Solltest du eines davon in einem kosmetischen Produkt entdecken, solltest du es sofort entsorgen. Entweder stammt es aus einer Zeit vor 2014 und ist somit ohnehin zu alt zum Verwenden. Oder der Hersteller nimmt es nicht so genau. Das betrifft hauptsächlich Kosmetik, die nicht in der EU produziert wird.
Gibt es überhaupt Kosmetik ohne Konservierungsstoffe? Konservierung ist notwendig, damit sich in den wässrigen Produkten keine Bakterien und Pilze entwickeln können. Denn diese verderben nicht nur die Wirkung, sie können auch Schaden auf der Haut anrichten. Dadurch steckt in jedem herkömmlich hergestellten Produkt irgendeine Art von Konservierungsstoff.
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